Untersuchungen an Zellkulturen menschlicher Haarfollikel zeigten, dass der Farbverlust auf einen erhöhten Anteil von im Körper gebildetem Wasserstoffperoxid in der Haarwurzel zurückgeht. Wasserstoffperoxid hemmt die Wirkung des Enzyms Tyrosinase, das wiederum für die Bildung des natürlichen Haarpigments Melanin gebraucht wird. Das bedeutet, dass oxidativer Stress (das Vorhandensein von reaktivem Sauerstoff) hier eine wichtige Rolle spielt.
Es ist nicht wissenschaftlich bewiesen aber durchaus vorstellbar, dass auch psychischer Stress einen solchen Oxidationsprozess in Gang bringt. Außerdem scheinen ergraute Haare widerstandsfähiger gegen Haarausfall zu sein als pigmentierte. So wird erklärt, dass Menschen bei schweren Schocks in sehr kurzer Zeit schlohweißes Haar bekommen können. Die Pigmentierung bestehender Haare wird natürlich nicht verändert, aber durch diesen Schock fallen die pigmentierten Haare aus und die unpigmentierten bleiben erhalten, sodass der Eindruck entsteht, das Haar sei plötzlich weiß geworden. Da Stress häufig mit Haarausfall einhergeht, könnte dieser Effekt das sichtbare Ergrauen beschleunigen.
Und stimmt der Spruch: Wenn man eins ausreißt, wachsen zehn nach?
Dies ist sicher ein subjektiver Eindruck, der bei den Betroffenen aufkommen mag, insbesondere, wenn ein Ergrauungsschub stattfindet. Für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Ausreißen und neuen grauen Haaren fehlt aber ein wissenschaftlich plausibler Ansatz.